- Rudolf-Leski-Schule
- Sophienpflege
Echt stark
Text: Steffen Müller
Fotos: Steffen Müller
Grafik: Petze
Datum: 15.11.2024
Lesezeit: ca. 3 Minuten
Ausstellung zur Prävention von sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen erreicht Fachleute und Schulklassen aus SBBZs im Raum Tübingen.
Lebhaft ging es in den vergangenen Wochen in unserem Verwaltungsgebäude zu. Täglich kamen Schulklassen aus verschiedenen SBBZs (Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, früher Förderschulen) des Landkreises zur Sophienpflege um die Ausstellung „Echt stark“ zu besuchen. An verschiedenen interaktiven Mut-mach-Stationen befassten sich die Jungen und Mädchen spielerisch mit eigenen Handlungsmöglichkeiten um möglichem sexuellem Missbrauch vorzubeugen und zu begegnen. Ähnlich wie im Kinder-stark-machen Training erfahren die Kinder und Jugendlichen den Unterschied zwischen guten und schlechten Berührungen, setzen sich mit ihrem Körper auseinander, lernen ihrem Gefühl zu vertrauen und überlegen, wo und wie sie sich Hilfe holen können.


Im Jahr 2023 wurden in Deutschland über 16.000 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch angezeigt. Das BKA geht davon aus, dass die Dunkelziffer weitaus größer ist. Forschungsergebnisse belegen: Sexualisierte Gewalt gehört – so bedrückend diese Vorstellung auch sein mag – zur Alltagserfahrung vieler Mädchen und Jungen, gerade auch von Kindern mit unterschiedlichem Förderbedarf.
Im Vorfeld der Ausstellung (05.11. – 21.11.2024) wurden die betreuenden Lehrkräfte geschult, damit diese die Ausstellung gut begleiten und mit den Schulklassen im Sinne der Prävention vor- und nachbereiten konnten.
Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Förderbedarfen
sind deutlich mehr von sexualisierter Gewalt betroffen
als andere Kinder und Jugendliche derselben Altersgruppe.

Die Wanderausstellung wurde vom Kieler Petze-Institut für Gewaltprävention entwickelt und richtet sich gezielt an Kinder und Jugendliche aus SBBZs. Dass diese Zielgruppe gut gewählt ist, stellte Julia Huber von der Dualen Hochschule Stuttgart in ihrem Impulsreferat zur Ausstellungseröffnung dar. So sind Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Förderbedarfen deutlich mehr von sexualisierter Gewalt betroffen als andere Kinder und Jugendliche derselben Altersgruppe.
Vortrag zu sexualisierter Gewalt an Kindern
Julia Huber zeigt in ihrem Vortrag auch welche Hintergründe teilweise zu einer Hilflosigkeit der Kinder und Jugendlichen führen. So erlebt beispielsweise ein Kind mit einer körperlichen Einschränkung, dass es aufgrund des eigenen Hilfebedarfs übermäßig häufig von Pflege- und Betreuungskräften berührt wird. Daher ist es wichtig, dass es lernt zu unterscheiden, wann diese Berührungen helfen, den eigenen Alltag zu bewältigen und ab wann diese Berührungen übergriffig werden. Es muss lernen, sich zu wehren – aber die Gesellschaft muss auch lernen, diese Kinder zu hören, Anzeichen von Hilferufen zu erkennen und diese ernst zu nehmen. Nach dem gut besuchten Vortrag bekommt man den Eindruck, dass es in diesem Bereich noch viel Luft nach oben gibt. So freut es umso mehr, dass wir die Ausstellung „Echt stark“ zusammen mit der Tübinger Beratungsstelle tima e.V. in den Räumen der Sophienpflege zeigen konnten.
